Großangelegte seismische Messkampagne im Vogtland startet

Großangelegte seismische Messkampagne im Vogtland gestartet: 300 Sensoren sollen Erdbebenschwärme entschlüsseln

Heute wurde in einer Pressemeldung bekannt gegeben, dass das EGER LARGE SEISMIC EXPERIMENT (ELISE) an den Start geht. Dabei handelt es sich um eine der größten seismischen Messkampagnen, die jemals in der EU durchgeführt wurden: Mehr als 300 mobile seismische Messstationen werden auf einer Fläche von 10.000 Quadratkilometern installiert und mindestens ein Jahr lang betrieben. Falls die bis dahin gesammelten Daten nicht ausreichen sollten, ist auch eine Verlängerung möglich. Ziel der Messkampagne ist es, dem Rätsel der Schwarmbeben im Egerbecken auf die Spur zu kommen. Diese befindet sich in der deutsch-tschechischen Grenzregion, genauer im Vogtland und Nordwestböhmen.

Bei einem Schwarmbeben handelt es sich um eine spezielle Form seismischer Aktivität, bei der innerhalb weniger Wochen oder Monate tausende schwache Erdbeben auftreten, jedoch ohne dass sich ein dominierendes Hauptbeben manifestiert.

Die Schwarmbeben im Egerbecken waren schon oft Gegenstand meiner Berichterstattung – zuletzt im März und April 2025. Die Schwarmbeben treten seit mindestens 125 Jahren periodisch auf und nähren u.a. Befürchtungen, dass es langfristig betrachtet zu einem Vulkanausbruch kommen könnte, denn eine mögliche Ursache für die Beben sind Bewegungen magmatischer Fluide an der Grenze zwischen Erdkruste und Asthenosphäre. Ausdünstungen von Mofetten, die auf der tschechischen Seite des Areals auftreten, deuten auf Gase magmatischen Ursprungs hin.

Eine weitere Ursache der Erdbeben könnten auch Störungszonen sein, die in der Gegend verlaufen und wahrscheinlich mit Rifting-Prozessen zusammenhängen.

Im Endeffekt sind die genauen Ursachen dieser Schwarmbeben sind bis heute nicht vollständig verstanden. Ein internationales Forschungsteam will das nun ändern.



Seismisches Array

Das seismische Array soll den Untergrund der Region in bislang unerreichter Detailtiefe durchleuchten. Auch wenn bis jetzt keine genauen Einzelheiten zu den geplanten Untersuchungen bekannt wurden, will man das Verfahren der seismischen Tomografie anwenden, mit dessen modernen bildgebenden Verfahren ein dreidimensionales Modell der Strukturen des tieferen Untergrundes erstellt werden kann. Zudem könnten moderne, KI-unterstützte Systeme eingesetzt werden, um sehr schwache Erdbeben zu lokalisieren, die bislang unentdeckt bleiben.
Die neuen Daten sollen helfen, die seismische Aktivität des Vogtlands besser zu verstehen – und möglicherweise neue Erkenntnisse über tiefe magmatische Prozesse liefern.

Beteiligt sind das Deutsche GeoForschungsZentrum (GFZ) in Potsdam sowie Universitäten aus Potsdam, Leipzig, Freiberg, Jena, München, Erlangen und Münster. Auch der Sächsische Geologische Dienst und die Akademie der Wissenschaften in Prag sind Teil des Projekts.

Hier ein Video von mir, dass ich vor fast zwei Jahrzehnten im Egerbecken, dass auch Cheb-Becken genannt wird, gedreht habe. Das Video ist kommentiert, also Ton anschalten und die kleine Glocke betätigen, wenn es euch gefällt!

Kamtschatka: Klyuchevskoy und Shiveluch nach Erdbeben aktiv

Megabeben könnte für Verstärkung der Eruptionen von 2 Vulkanen verantwortlich sein

Das VAAC Tokio veröffentlichte heute drei VONA-Warnungen zu zwei Vulkanen auf Kamtschatka, die ihre Tätigkeit nach dem Erdbeben gesteigert haben. Über den Klyuchevskoy, der Vulkanasche bis auf 6000 m Höhe fördert und zudem effusiv tätig ist, berichtete ich bereits gestern. Seine Aktivität hält auch heute an. Gestern Abend stimmte der Shiveluch in die Eruptionen mit ein und spie Asche bis auf 3700 m Höhe aus. Die Eruptionswolken driften nach Südosten.

Lavastrom am Klyuchevskoy

Beide Vulkane waren allerdings bereits seit längerem aktiv. Während der Shiveluch als daueraktiv eingestuft werden kann und permanent an seinen beiden Lavadomen arbeitet und dabei auch phasenweise Asche eruptiert, ist der Klyuchevskoy sporadisch aktiv. Seine Eruptionsphasen dauern oft mehrere Monate und waren zuletzt von strombolianischen Eruptionen dominiert. Nicht so häufig kommen Paroxysmen vor, die Lavaströme speisen, wobei es letztere auch ohne Paroxysmen geben kann. Ich bin mir relativ sicher, dass die Aktivitätssteigerung am Klyuchevskoy mit dem Erdbeben zusammenhängt. Am Shiveluch kann es hingegen ein Zufall sein, dass es hier zu Ascheeruptionen kam, denn die Aktivität unterscheidet sich nicht von dem, was wir auch einige Tage vor dem Erdbeben an diesem Vulkan bereits sehen konnten.




Wie ich heute Morgen schrieb, wanderten die Erdbeben in den letzten 24 Stunden entlang des Kurilen-Kamtschatka-Graben nach Südwesten und zogen bis auf Höhe der Kurileninsel Paramushir, wo der hier recht häufig erwähnte Vulkan Ebeko liegt. Dieser war in den letzten Monaten ungewöhnlich ruhig – zuletzt berichtete ich Mitte Januar von ihm. Mich würde es nicht wundern, wenn er in den nächsten Tagen noch im Eruptionsgeschehen mitmischen wird. Sollte das nicht der Fall sein, dann hat er sich wahrscheinlich längerfristig ausgepowert.

Erdbeben und Vulkanismus infolge der Subduktion

Bei den Kurilen handelt es sich um einen vulkanischen Inselbogen entlang einer Subduktionszone, der viele interessante und kaum erforschte Vulkane beherbergt. Vielleicht erwacht ja auch südlich von Paramushir und dem Ebeko noch ein Feuerberg.

Am Kurilen-Kamtschatka-Graben taucht die Pazifische Platte mit einer Geschwindigkeit von ca. 80 mm pro Jahr unter die Ochotsk-Platte ab, die dem Eurasischen Kontinent vorgelagert ist. Das verursacht zum einen Spannungen, die in Erdbeben abgebaut werden, und zum anderen gelangt mit den Gesteinen der Ozeankruste Wasser in den oberen Erdmantel, das die Schmelztemperatur der Gesteine herabsetzt, was wiederum zum partiellen Schmelzen des Mantelgesteins und teilweise auch der subduzierten Kruste führt. Das so entstandene Magma steigt hinter der Subduktionszone auf und wird an den Vulkanen eruptiert.

Muscheln und Würmer in den Tiefen des Kurilen-Kamtschatka-Grabens entdeckt

Heute läuft noch eine andere Meldung über die Newsticker: Ein Forscherteam entdeckte in gut 10.000 m Wassertiefe am Kurilen-Kamtschatka-Graben eine Kolonie aus Muscheln und Tiefseewürmern. Es ist der erste Nachweis höher entwickelten Lebens in solch einer Tiefe. Die Tiere können nur durch den Prozess der Chemosynthese überleben, die mit geothermischen Gasen funktioniert, die mit den magmatischen Prozessen im Untergrund der Subduktionszone zusammenhängen dürften.

Island: Vulkanausbruch am Tag 15

Eruption auf Island an Tag 15. © Afar-TV

Eruption bei Sundhnúkur auf Island geht am Tag 15 weiter – Magmenausstoß leicht rückläufig

Der Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel geht auch am 15. Tag der Eruption weiter. Auf den Livecamaufnahmen sieht es so aus, als hätte der Lavaausstoß leicht nachgelassen, obwohl die Tremor-Amplitude praktisch unverändert ist. Gelegentlich gibt es leichte Peaks, die mit einem verstärkten Lavaausstoß einhergehen. Bei solchen Steigerungen spritzt die Lava aus dem immer höher werdenden Schlackenkegel, der sich oben immer weiter verschmälert und die Form eines großen Hornitos annimmt.

Die Verschmälerung des Kraterkegels reicht aber noch nicht aus, um den Gasdruck im Fördersystem signifikant ansteigen zu lassen, um in Intervallen hohe Lavajets zu erzeugen, so wie es während der ersten Fagradalsfjall-Eruption war. Außerdem tritt auch noch zu viel Lava effusiv aus. Natürlich ist es nicht sicher, dass sich so ein Spektakel wie im April/Mai 2021 wiederholen wird, doch die aktuelle Eruption entwickelt sich ähnlich wie damals. Es könnte aber auch sein, dass der Ausbruch immer weiter an Kraft verliert, bis er schließlich einschläft, obwohl im Magmenkörper noch genug Schmelze vorhanden sein sollte, um die Eruption länger aufrechtzuerhalten. Dabei sieht man erst aus der Luft, wie aktiv der Krater noch ist.

Bodenhebung beschleunigte sich leicht

Die Bodenhebung beschleunigte sich seit gestern etwas, was auf eine Reduzierung des Lavaausstoßes bei gleichbleibender Aufstiegsrate aus dem tiefen in das flache Reservoir hindeutet. Betrachtet man die GNSS-Messungen der Uni Reykjavik, erkennt man, dass sich der Boden seit Ende der Initialphase des Ausbruchs bereits um 4 bis 5 Zentimeter hob (eine Einheit auf der Grafik entspricht 10 Zentimetern). Die Aufstiegsrate des Magmas vom tiefen in den flachen Magmenkörper könnte Pi mal Daumen bei ca. 6-7 Kubikmetern pro Sekunde liegen. Die Förderrate der Lava bei ca. 2-3 Kubikmeter pro Sekunde, wobei es sich um Schätzwerte handelt.

Die Seismizität im Svartsengigebiet ist gering und es kommt nur sporadisch zu schwachen Erdbeben. Anders sieht es im Krysúvik-System aus, wo es kontinuierlich schwache Erdbeben gibt.

Erdbeben Mb 3,2 am Grjotarvatn

In der Region des Grjotarvatn gibt es ebenfalls ein kontinuierlich anhaltendes Schwarmbeben, in dessen Zuge sich vorgestern ein Beben Mb 3,2 manifestierte. Wissenschaftler vermuten, dass die Erdbeben Anzeichen sind, dass sich Magma im tieferen Untergrund akkumuliert.

Campi Flegrei zum Monatsende weiter seismisch aktiv

Weitere Erdbebenschwärme in den Campi Flegrei – Kohlendioxid-Ausstoß steigerte sich

Die Situation in den süditalienischen Campi Flegrei hat sich nach wie vor nicht entspannt, auch wenn in den letzten Tagen weniger Newsberichte veröffentlicht wurden, was daran lag, dass es keine starken Erdbeben gab und man sich an die schwächeren Beben inzwischen gewöhnt hat. Doch dieser Gewöhnungsprozess birgt die Gefahr, dass man vor Ort weniger alarmiert und im Falle starker Erdbeben die Gefahr nicht schnell genug realisiert, um entsprechend zu reagieren.

Weiteres Schwarmbeben. © INGV

Die Gewöhnung verharmlost auch die Gesamtsituation, in der man sich in der Caldera befindet: Es besteht eine latente Gefahr mittelstarker bis starker Erdbeben, die zu Schäden bis hin zum Kollaps maroder Häuser führen können. Außerdem können sich im Bereich der Solfatara jederzeit phreatische Eruptionen ereignen. Mittelfristig ist es auch möglich, dass sich ein magmatischer Ausbruch aufbaut.

In den letzten drei Tagen kam es zu 35 Erdbeben. Das stärkste hatte gestern eine Magnitude von 1,8 und lag in einer Tiefe von 1200 m. Das Epizentrum befand sich südwestlich der Solfatara unweit der alten Luftwaffenakademie. Die meisten Erschütterungen der letzten Tage ereigneten sich in diesem Areal, das für seinen alten Lavadom bekannt ist. Hier deuten Schwereanomalien darauf hin, dass sich Magma in geringer Tiefe befinden könnte.

Laut dem neuesten INGV-Wochenbericht kam es in der vergangenen Woche zwischen dem 21. und 27. Juli 2025 zu 43 Erdbeben mit einer maximalen Magnitude von 1,5. Die Geschwindigkeit der Bodenhebung blieb konstant bei 15 mm pro Monat. Unverändert war auch die Gastemperatur bei Pisciarelli, die in 5 m Entfernung zur Bocce bei 94 Grad lag. Der Kohlendioxid-Ausstoß hat sich weiter gesteigert und wieder die hohen Werte angenommen, die vor der kurzzeitigen Reduzierung des Gasausstoßes im Frühsommer gemessen wurden.




In Internetforen wird aktuell darüber diskutiert, ob die Entwässerung des Agano-Kraters, in dem sich bis zum Jahr 1870 ein 6,5 Kilometer großer See ähnlich dem Laacher See befand, das Gleichgewicht des Hydrothermalsystems gestört hat und somit zum Bradyseismos beigetragen haben könnte. Auf diese Möglichkeit wies bereits eine Studie im Jahr 2023 hin.

Kamtschatka: Starke Erdbeben wandern Richtung Südwesten

Erdbeben bei Kamtschatka. Die Map zeigt auch die am Kurilen-Kamtschatka-Graben anschließenden Tiefseegräben nebst 2 seismischen Lücken. © EMSC

Serie starker Erdbeben bei Kamtschatka hält an – Epizentren wandern entlang des Kamtschatka-Grabens

Nach dem Megabeben der Magnitude 8,8, das sich am späten Abend des 29. Juli bei Kamtschatka zutrug und kleine bis mittelstarke Tsunamis auslöste, kommt die Erde in der betroffenen Seeregion vor der Ostküste der sibirischen Halbinsel nicht zur Ruhe: Es gibt immer noch starke Erdbeben mit Magnituden im Sechserbereich, deren Epizentren sich weiter nach Südwesten verlagern. Inzwischen ist ein gut 500 Kilometer langer Abschnitt des Kurilen-Kamtschatka-Grabens betroffen. Das entspricht in etwa der Strecke zwischen Köln und München.

Diese Verlagerung zeigt, dass es sich nicht um klassische Nachbeben handelt, die sich am gleichen Abschnitt der Störungszone ereignen, an dem auch das Hauptbeben stattfand, sondern das Hauptbeben hat eine Kaskade bzw. einen Dominoeffekt ausgelöst, der zum Spannungsabbau anderer Bereiche der gleichen Störung führt. Man kann davon ausgehen, dass weite Teile des gut 2500 Kilometer langen und bis zu 10.542 m tiefen Kurilen-Kamtschatka-Grabens unter Spannungen stehen, die früher oder später zu starken Erdbeben führen werden.

Der Kurilen-Kamtschatka-Graben (KKG) ist Teil des pazifischen Feuerrings, der die Plattengrenze des Pazifiks und den vorgelagerten Mikroplatten markiert. Nördlich des Grabens macht die Plattengrenze einen Knick in Richtung Südosten, wo sie in den Aleutengraben übergeht. Im Süden des KKG gibt es ebenfalls einen Knick und er geht bei Hokkaido in den Japangraben über. An allen diesen Plattengrenzen kommt es immer wieder zu starken Erdbeben und so wird es auch bleiben.

Die Shakemap oben zeigt die Beben entlang der beschriebenen Tiefseegräben im Wochenverlauf, wobei die gelb markierten Beben die ältesten sind. Man sieht, dass es bereits vor den Ereignissen bei Kamtschatka mehrere mittelstarke Erdbeben entlang der pazifischen Plattengrenze gab. Genau genommen war auch nicht das Megabeben Auslöser der Bebenserie bei Kamtschatka, sondern bereits das Erdbeben Mw 7,3 vom 20. Juli.

Auf der Map erkennt man zwei Gebiete entlang der Tiefseegräben des nordwestlichen Pazifiks wo es in den letzten Tagen keine Erdbeben gab. Hier könnten seismische Lücken existieren, die für Starkbeben besonders anfällig sind.




Die Tsunamis, die gestern durch den Pazifik liefen, wirkten sich am stärksten auf Kamtschatka und Paramushir aus, wo die Wellen 3 m hoch wurden, wobei manche Medien auch von bis zu 5 m hohen Wellen sprechen. Im Norden Japans und in Kalifornien sollen die Tsunamis, die in mehreren Schüben kamen, bis zu 1,3 m hoch gewesen sein. Größere Schäden entstanden hier nicht. Dennoch legte der Tsunamialarm stundenlang das öffentliche Leben entlang der Küsten lahm.

Klyuchevskoy verstärkte Eruption nach Erdbeben

Satellitenfoto der thermischen Anomalie am Klyuchevskoy. © Copernicus

Klyuchevskoy mit Verstärkung der Eruption – möglicherweise ist ein Lavastrom unterwegs

Der Klyuchevskoy auf Kamtschatka antwortete auf das starke Erdbeben Mw 8,8, das sich gestern Abend vor der Ostküste der sibirischen Halbinsel ereignete, mit einer signifikanten Verstärkung seiner eruptiven Tätigkeit. In den letzten Wochen war der Vulkan strombolianisch aktiv, ohne dass es zur Auslösung von VONA-Warnungen gekommen wäre, die infolge stärkerer Ascheeruptionen ausgegeben werden. Doch das änderte sich nach dem Erdbeben, als um 02:30 Uhr UTC Vulkanasche in 6000 m Höhe detektiert wurde. Die Vorhersagemodelle zur Ausbreitung der Aschewolke errechneten eine Ausbreitung der Asche in Richtung Osten.



Klyuchevskoy vor der Steigerung

Dem nicht genug, detektierte MIROVA heute um 10:30 UTC eine starke Wärmeanomalie mit einer Leistung von mehr als 7800 MW. Solche hohe Wärmestrahlung wird normalerweise nur von einer größeren Menge Schmelze an der Erdoberfläche verursacht. Tatsächlich erkennt man auf dem neusten Sentinel-Satellitenfoto eine langgestreckte Wärmesignatur entlang der Ostflanke des Klyuchevskoy, die von einem Lavastrom stammen wird. Den vermeintlichen Lavastrom selbst kann man aber nur schwer erkennen.

Leider ist die Website der Vulkangruppe, die für die Observation der Vulkane Kamtschatkas zuständig ist, weiterhin nicht erreichbar, daher fehlen fundierte Beobachtungen von Leuten vor Ort.

Die Aktivität am Klyuchevskoy steigerte sich gut zweieinhalb Stunden nach dem Megabeben, das zudem eine wahre Flut starker Nachbeben mit Magnituden im Sechserbereich auslöste. Theoretisch betrachtet wäre jedes dieser Beben in der Lage gewesen, die Aktivität von Vulkanen in einem Umkreis von 1000 Kilometern zu beeinflussen. Andere Vulkane der Region lieferten bis jetzt keine erkennbaren Reaktionen auf die Seismizität. Allerdings zeigte eine Studie, dass solche Beben auch noch nach einem Jahr die Vulkane beeinflussen können.

Island: Bodenhebung trotz Vulkanausbruch von IMO bestätigt

Eruption Nr. 9 bei Svartsengi in Island geht weiter – IMO bestätigt Bodenhebung

Reykjavik, 30.07.2025Es ist Tag 14 des neunten Vulkanausbruchs im Svartsengigebiet auf Reykjanes und die Eruption am neu gebildeten Kegel auf der Sundhnúkur-Kraterreihe geht weiter. Gegenüber gestern hat sich die Aktivität kaum verändert und der Ausbruch kann als stabil betrachtet werden. Die gestern kollabierte Spitze des Kraterkegels hat sich neu gebildet und sogar weiter geschlossen. Über den Kraterrand hinaus sieht man regelmäßig Lavaspritzen. Dieses Spattering ist für den schnellen Aufbau des Kegels verantwortlich.

Close Up. © AFAR-TV

Die Forscher von IMO schrieben gestern, dass sich innerhalb des Kraterkegels ein zweiter Schlackenkegel gebildet hätte. Auf den Livecamaufnahmen ist das nicht schwer zu erkennen. In dem Update wird nun auch von Seiten der Wissenschaftler anerkannt, dass es bereits wieder eine leichte Bodenhebung im Bereich von Svartsengi gibt. Zuletzt hatte man das noch dementiert. Die Geschwindigkeit der Hebung beläuft sich auf ca. 20 mm pro Woche. Die neuesten Messungen zeigen eine Hebung von insgesamt 30 mm an. Die erneute Hebung ist ein Indiz dafür, dass die aktuelle Eruption den Magmenaufstieg aus der Tiefe nicht beeinflusst hat. Das eröffnet zwei Szenarien: Die aktuelle Eruption könnte mehrere Wochen lang anhalten und sich ggf. wieder verstärken. Sollte der Ausbruch bald enden, bereitet sich die nächste Eruption bereits wieder vor.

Die Mächtigkeit des Lavafelds nimmt weiter zu, auch dort, wo an der Oberfläche keine glühende Lava fließt. Das zeigt, dass die Lava unterirdisch fließt. Das erhöht die Gefahr spontaner Lavadurchbrüche an Orten, die man möglicherweise als sicher ansieht. Die Vulkanologen warnen explizit davor, das neue Lavafeld zu betreten, da die Gefahr groß ist, mit frischer Lava in Kontakt zu kommen.




Die Gasverschmutzung bleibt hoch. Schwefeldioxid aus dem aktiven Krater gelangt weiterhin in Siedlungen im Südwesten Islands. Laut Wettervorhersage könnte das Gas heute und morgen nicht nur Reykjanesbær und Umgebung, sondern auch die Hauptstadtregion erreichen. SO₂ kann besonders bei Menschen mit Atemwegserkrankungen Reizungen hervorrufen.

Kamtschatka: Megabeben vor der Küste verursachte Tsunamis

Starkbeben der Magnitude Mw 8,8 vor Kamtschatka löste Tsunmais aus – Starkbebenserie folgte

-Tsunamis im Pazifikraum unterwegs-

Datum: 30.07.2025 | Zeit: 23:24:51 UTC | Koordinaten: 52.598 ; 160.067 | Tiefe: 20 km | Mw 8,8

Petropawlowsk-Kamtschatski, 30.07.2025Ein Megabeben der Magnitude 8,8 erschütterte gestern Abend um 23:25 Uhr UTC die Ostküste der sibirischen Halbinsel Kamtschatka. Das Epizentrum befand sich 136 Kilometer östlich von Petropawlowsk-Kamtschatski. Das Hypozentrum wurde in 20 Kilometern Tiefe lokalisiert. Der extrem starke Erdstoß löste nicht nur eine Serie von Starkbeben aus, sondern auch Tsunamis, die zunächst gegen die Küsten Kamtschatkas und der Kurilen brandeten und nun über dem Pazifik unterwegs sind, wo in vielen Staaten Tsunamialarm gegeben wurde.

Überflutungen nach Tsunami

In Severo-Kurilsk auf Paramushir Island überfluteten die gefürchteten Hafenwellen tatsächlich den Hafen und Teile der Stadt. Bilder zeigen, wie ein vergleichsweise schmaler Küstenabschnitt unter Wasser steht. Die Anwohner wurden laut offiziellen Behördenangaben vorher evakuiert, obwohl eigentlich nur wenig Zeit dafür geblieben sein dürfte.

Auf der japanischen Nordinsel Hokkaido wurden Tsunamis bis zu 3 m Höhe erwartet. Sirenen heulten und forderten die Bevölkerung auf, sich in höher gelegenes Areal zu evakuieren. Tatsächlich erreichten die gefürchteten Hafenwellen in Japan nur eine Höhe von 50 Zentimetern.

Auch im weiter südlich gelegenen Fukushima, wo das Atomkraftwerk im Jahr 2011 von einem noch stärkeren Erdbeben als heute und von einem Tsunami beschädigt wurde, bereitete man sich auf einen Tsunami vor und evakuierte die Arbeiter.
Tsunamialarm wurde auch für Taiwan, die Philippinen, Indonesien, die Inselwelt Ozeaniens und Hawaii ausgegeben. Auch in vielen Orten an der US-Westküste heulten die Sirenen, darunter San Francisco, wo ich nächste Woche hinreisen werde.
In Petropawlowsk-Kamtschatski selbst wurden nur leichte bis moderate Schäden gemeldet. So stürzte das Dach eines Kindergartens ein. Es gab mehrere verletzte Personen: Meldungen über Todesfälle liegen nicht vor.

Live Ticker Erdbeben und Tsunami:

    • Nur moderate Schäden in Petropawlowsk-Kamtschatka. Einige Häuser beschädigt, Möbel wackelten. Verletzte aber keine Todesopfer.
    • Das Erdbeben Mw 8,8 war das stärkste seit dem Sendai-Beben 2011 als Fukushima havarierte.
    • Erbeben unter den Top Ten der weltweit stärksten Erschütterungen seit Aufzeichnung der Erdbebentätigkeit.
    • Mehrere Wellenzyklen ziehen durch den Nordpazifik. Jeder Zyklus dauert bis zu einer Stunde und umfasst mehrere Tsunami-Wellen.
    • Höchste Wellenhöhe in Severo-Kurilsk auf Paramushir (Kurilen) betrug 3 m. Stadt teilweise überflutet, Schiffe auf Land gespült.
    • In Japan gab es 4 Wellenzyklen. Maximale Wellenhöhe betrug bis jetzt 1,30 m.
    • In San Franzisco kam es zu straken tidalen Schwankungen bei denen während Niedrigwasser der Wasserstand innerhalb weniger Minuten um 61 cm stieg.
    • In Kalifornien sollen Wellenhöhen von bis zu 1.3 m aufgetreten sein
    • In den meisten Regionen wurde der Tsunamialarm wieder aufgehoben

Tektonisches Setting der Erdbebengebiets bei Kamtschatka

Das Erdbeben manifestierte sich am Kamtschtka-Kurilen-Graben nur 45 km südöstlich des Epizentrums des ähnlich starken Megabebens von 1952 mit einer Magnitude von 9,0. Dieses Beben lag in geringerer Tiefe und verursachte einen Tsunami, der auf Hawaii bis zu 3 m hoch auflief.




In der gleichen Region hatte es erst vor 10 Tagen ein starkes Erdbeben Mw 7,3 gegeben, dem zahlreiche Beben mit Magnituden im Sechserbereich folgten. Diese Bebenserie könnte man als Vorbeben ansehen. Das Beben lag in gleicher Tiefe etwas weiter nördlich, so dass hier Spannungen entlang der gleichen Bruchzone abgebaut wurden und werden. Weitere Starkbeben könnten folgen.

Gestern Abend schrieb ich in Bezug auf ein starkes Erdbeben bei den Nikobaren, dass es entlang der Störungszonen des westlichen Feuerrings auffallend viele Erdbeben gab, die aber keinen gemeinsamen Ursprung hätten. Doch nun ist mir der Gedanke gekommen, dass diese Erdbebenhäufung entlang des Pazifiks auf das Megabeben hingedeutet haben könnte.

Klyuchevskoy intensivierte Eruptionen nach dem Erdbeben

Tatsächlich sieht es danach aus, als ob sich das starke Erdbeben auf die Aktivität des Vulkans Klyuchevskoy ausgewirkt haben könnte. Der Vulkan der Zentralgruppe Kamtschatkas war zwar bereits in den letzten Tagen strombolianisch aktiv, doch nach dem Beben wurden Aschewolken vom VAAC Tokio registriert, die bis auf eine Höhe von 6000 m über dem Meeresspiegel aufstiegen und nach Osten drifteten.

Auf der vom Tsunami überfluteten Insel Paramushir, die südlich von Kamtschatka liegt, gibt es den Vulkan Ebeko. Er war bis vor wenigen Monaten immer wieder aktiv, ruht seit dem Winter aber. Vielleicht erwacht ja auch dieser Feuerberg.

Generell gibt es auf Kamtschatka eine hohe Anzahl potenziell aktiver Vulkane, deren Aktivität von den starken Erdbeben beeinflusst werden könnten.

Nikobaren: Erdbeben Mw 6,5

Starkes Erdbeben bei der Inselgruppe der Nikobaren vor Sumatra- Hauptinsel betroffen

Datum: 29.07.2025 | Zeit: 18:41:51 UTC | Koordinaten: 6.851 ; 93.161 | Tiefe: 20 km | Mw 6,5

Indira Point, 29.07.2025Die indische Inselgruppe der Nikobaren wurde erneut von einem starken Erdbeben erschüttert. Die Magnitude wurde mit Mw 6,5 angegeben. Das Epizentrum befand sich vor der Westküste von Great Nicobar Island, wurde vom EMSC aber mit Bezug zu Indonesien verortet und 261 km westlich von Sabang lokalisiert. Der Erdbebenherd befand sich in 20 Kilometern Tiefe.

Größere Schäden wurden nicht bekannt, eine Tsunamigefahr bestand aufgrund der Tiefe des Hypozentrums ebenfalls nicht. Der Erdstoß wurde aber von den Bewohnern der Inselgruppe deutlich wahrgenommen. Wahrnehmungsmeldungen gibt es sogar von der Nordspitze Sumatras.

Die Nikobaren liegen zwar in der Nähe der indonesischen Insel Sumatra, gehören aber zum Hoheitsgebiet Indiens.

Tektonisch betrachtet stand das Erdbeben mit der Subduktion der Indoaustralischen Platte unter die Burma-Mikroplatte, die dem eurasischen Kontinent vorgelagert ist, im Zusammenhang. Die Subduktion findet am Sundagraben statt, der schon für manch starkes Erdbeben mit katastrophalen Folgen verantwortlich war.

Betrachtet man die Shakemap genauer, dann erkennt man, dass es heute eine Reihe mittelstarker Erdbeben gab, die sich an weiter entfernten Plattengrenzen zutrugen, die parallel zum Sundagraben verlaufen und ebenfalls als Subduktionszonen angelegt sind. Diese Erdbeben reihten sich zum einen entlang der Philippinen auf und zum anderen entlang des Mariannengrabens und seiner Verlängerung, dem Izu-Bonin-Trench. Eine Verbindung zwischen diesen Beben gibt es nicht.

Bei den Tiefseegräben, die sich entlang der Subduktionszonen bilden, handelt es sich um die tiefsten Stellen der Erde. Während der Sundgraben bis zu 7290 m tief ist, liegt der tiefste Punkt der Erde im Mariannengraben: die sogenannte Challengertiefe misst 10.984 m unter dem Meeresspiegel.